2017 - 2 - 28 : Wie unseriös ist 1&1?

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Meine Domain https://www.michael-wessel.info ist schon seit einiger Zeit bei 1&1 registriert, einfach per Frame-Weiterleitung auf meinen Raspberry Pi-basierten Apache Server per Dnydns. Als dann letztes Jahr alles auf HTTPS umgestellt werden musste, um nicht bei den großen Suchmaschinen auf den letzten Seiten zu landen (HTTPS-Seiten werden von Google und Co. 'bevorzugt', weil vertrauenswürdiger), legte ich mir im Februar 2016 ein RapidSSL-Wildcard-Zertifikat über 1&1 zu. Damals wurde mir das als 'einmaliges Sonderangebot' von 1&1 berechnet, für relativ wenig Geld. Das Zertifikat lief im Februar 2017 aus, und ich wollte es natürlich gerne erneuern. Zumals 1&1 schon rechtzeitig (2 Wochen im Voraus) entsp. Erinnerungsmails verschickt hatte.

So versuchte ich also rechtzeitig vor dem Ablaufen, das Zertifikat im 1&1-Kontrollcenter zu erneuern - was nicht klappte. Anscheinend wollte mein Firefox mit der Flash-Version im Kontrollcenter nicht, und so passierte beim Menüpunkt 'SSL Zertifikate (neu!)' leider gar nichts, außer dass ich wieder auf der Hauptseite des Kontrollcenters landete.

Also Kunden-Hotline - sehr komfortabel, 24 Stunden am Tag erreichbar, also auch kein Problem aus den USA mit Zeitunterschied, per Skype. Nun, der 1. Hotliner war zwar etwas maulig und meinte, ich sollte mal nicht so nuscheln (obwohl er immer mit seinem Bart oder was auch immer am Mikrofon rumkratzte), aber dann doch bemüht, das Problem zu lösen - er wollte mir zwar zuerst nicht glauben, dass das mit meinem Browser nicht ginge (er hätte doch auch Firefox, und das läge sicherlich an meinem Internet-Provide in den USA, dafür könnte 1&1 gaaaar nix, das muss man dem Kunden ja alles genau erklären), ging dann aber doch auf meinen Vorschlag ein, dass mal mit Google Chrome zu versuchen, wo es dann schließlich etwas weiter ging - immerhin kamen wir jetzt zum 'Zertifikat erneuern' Button. Der Vorgang brach dann aber stets kurz vor Ende mit der obskuren Fehlermeldung ab, dass meine Daten unvollständig seien. Keine weitere Gründe. Okay, der Hotliner bat um einen Screenshot der Situation, und man würde sich wieder melden.

Nun, die Zeit ging in's Land, und 2 Tage vor Ablauf meines Zertifikates wurde ich freundlicherweise doch noch 3X erinnert von 1&1, mein Zertifikat doch bitte zu erneuern. Noch vier, fünf mal versucht, immer wieder die gleiche Fehlermeldung. Also wieder Hotline. Diesesmal wurde mir bestätigt, dass der 'Vorgang schon zur Stufe 2' eskaliert wurde. Ich möge doch noch etwas Geduld haben.

Weiterhin versucht, auf der Email-Support etc. Nichts. Lediglich Spam von 1&1, 'bitte dringend Zertifikat erneuern!'. Also am Tage des Ablaufs erneut Hotline. Ja, den Screenshot hätte man bekommen. Nein, ich solle mich besser nicht nach einem anderen Zertifikats-Austeller umsehen, das wäre ja richtig, richtig schwierig (ein besorgter / mitleidiger 'dafür sind Sie sicherlich ein bißchen zu blöd'-Ton schwang in ihrer Stimme mit), und außerdem wäre das ja an meine 1&1-Domän gekoppelt, das würde dann nicht mehr funktionieren, so wurde mir 'fachkundig' mit der totalen Web-Auslöschung meiner digitalen Existenz gedroht. Weiter könnte man mir momentan nicht helfen, aber ich solle doch bitte bitte bitte noch ein paar Tage warten, da müsste 'sicherlich was programmiert werden'.

Am nächsten Tag immer noch kein Zertifikat von 1&1, keine Email, und immer noch keine Möglichkeit, im Kontrollcenter das Zertifikat zu erneuern. Na, wenigstens das Löschen und Widerrufen des alten (abgelaufenen) Zertifikates funktionierte. Zwischenzeitlich ist meine Webseite natürlich nicht mehr aufrufbar, da sich die Browser weigern, das abgelaufene Zertifikat zu akzeptieren. Nach dem Widerruf und der Bestätigung des Widerufs von RapidSSL habe ich dann auch gleich noch eine letzte Email an den 1&1-Support schrieben - 'an Ihrem Zertifikat bin ich nicht mehr interessiert -Kündigung!'.

Innerhalb von 2 Stunden hatte ich ein neues Zertifikat, von https://Godaddy.com. Alles total unkompliziert, und mein Server ist wieder online. Bei 1&1 per Email erneut durchgegeben, dass ich an dem SSL-Zertifikat nicht mehr interessiert sei, da ich einen anderen Anbieter gefunden habe. Damit sollte sich doch eigentlich alles in Wohlgefallen aufgelöst haben, oder? Aber nein, jetzt kam es richtig Dicke.

Einige Tage späte logge ich mich erneut bei 1&1 ein - und, was sehe ich da! Ich will meinen Augen nicht trauen - eine Rechnung über ein SSL-Wildcard Zertifikat über 110,- EUR. Das ich niemals erhalten habe, und vor 'Nicht-Erhalt' mehrfach gekündigt hatte! An Dresitigkeit nicht zu überbieten - selbst abgebucht ist das schon von meinem Giro-Konto!! Hallo, 1&1, geht's noch?? Wie um alles in der Welt kommt dieses Unternehmen dazu, einen derart hohen Betrag von meinem Girokonto abzubuchen, WISSENTLICH UND VORSÄTZLICH dass eine entsprechende Leistung niemals erbracht wurde? Das nennt man auf gut Deutsch entweder Betrug oder Diebstahl (wahrscheinlich beides).

Also rufe ich erneut bei der 1&1 Hotline an, diesesmal, um mich gegen eine unrechtmäßige (betrügerische?) Abbuchung zu wehren. Die Mitarbeiterin sieht gar keine Schuld bei 1&1 - schließlich hätte ich meinen Vertrag ja gar nicht fristgerecht gekündigt! Wie bitte?? Ich hatte nie einen Vetrag über eine automatisch Zertifikats-Verlängerung - die Domain wird automatisch verlängert, ja - aber das Zertifikat wurde mir als einmalige Zusatzleistung damals in Rechnung gestellt. Zumal, warum muss ich einen Vertrag (den ich niemals unterschrieben habe!) für etwas kündigen, dass ich nun bezahlt habe, aber nie erhalten habe, und das ich zuvor doppelt per Email widerrufen hatte?? So wurde mir dann unter Androhung, mich sofort aus der Hotline zu schmeißen, wenn ich denn jetzt nicht sofort ruhig sein würde, dann freundlicherweise gestattet, den 'Vertrag' über das niemals erhaltene Zertifikat zum nächsten Monat 'aus Kulanzgründen' zu kündigen. Aus KULANZGRÜNDEN! Wie gnädig ist das denn, man will mir mein gestohlenes Geld sogar zurückerstatten! Zwischenzeitlich habe ich meine Sparkasse angewiesen, die Abbuchung rückgängig zu machen.

Je länger ich in den USA lebe, desto mehr habe ich Mitleid mit den Bürgern in Deutschland, die immer mehr von derartig dreisten Konzernen - wo immer es nur geht - abgezockt werden - 'er wird es schon nicht merken!'. Verbraucherschutz in D wird immer wichtiger. In Japan hätte sich der entsp. Manager vielleicht im Fernsehen mit Tränen und Verneigung entschuldigen müssen ;-) In den USA hätte man in dieser Situation wahrscheinlich nicht nur eine Entschuldigung, sondern auch mit dem Vorgesetzten der Hotline-Kraft sprechen können, und man hätte ein Gratis-Zertifikat für ein Jahr erhalten, mit Empfehlung vom Management und Entschulding für so viel beschämendes Fehlverhalten. Die Service-Wüste Deutschland - sie lebt! Im Unterschied zu den 80ern sind den Unternehmen jetzt leider auch noch der Anstand und die letzten Skrupel abhanden gekommen. Konzerne wie VW haben es vorgemacht.

Nachgefragt habe ich ja schon bei 1&1, wie man denn dazu komme, mir einfach Geld vom Konto abzubuchen (zu stehlen) obwohl man doch wisse, dass die Leistung gar nicht erbracht worden sei. Ob das nicht den Tatbestand des vorsätzlichen Betruges, oder gar Diebstahles erfülle? Allerdings fühlte sich die Telefon-Hotline-Dame da so sehr beleidigt, dass sie mich gleich wieder aus der Hotline schmeißen wollte, und so musste ich ruhig sein. Eine Antwort auf diese Frage habe ich also nicht erhalten; erklären könne man sich das auch nicht. Außer damit, dass ich den Vetrag ja nicht gekündigt hätte.... ach, lassen wir das. Einfach nur dreist und unredlich. Bin froh, in den USA zu sein, da kommt so etwas nicht vor.